Gebärdensprachkurs

Ein Gebärdensprachkurs ermöglicht dir den Einstieg in die faszinierende Welt der visuellen Kommunikation. Du lernst nicht nur eine neue Sprache, sondern erschließt dir auch den Zugang zur Kultur der Gehörlosengemeinschaft. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist seit 2002 als eigenständige Sprache anerkannt und verfügt über eine komplexe Grammatik sowie eigene linguistische Strukturen.

In Deutschland leben über 80.000 gehörlose Menschen, doch nur etwa 0,1% der hörenden Bevölkerung beherrscht die Gebärdensprache. Mit einem professionellen Kurs trägst du aktiv zur Inklusion bei und baust wichtige Kommunikationsbarrieren ab.

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Warum lohnt sich das Erlernen der Deutschen Gebärdensprache in einem Gebärdensprachkurs?

Die visuelle Kommunikation bietet dir völlig neue Möglichkeiten der Verständigung. Anders als bei Lautsprachen verwendest du Hände, Mimik und Körperhaltung, um komplexe Inhalte zu vermitteln. Für viele Gehörlose ist Schriftdeutsch eine Fremdsprache – durch deine Gebärdensprachkenntnisse kommunizierst du direkter und emotionaler.

Beruflich eröffnen sich neue Perspektiven: Im Gesundheitswesen, in der Bildung oder im Kundenservice wirst du zu einer wichtigen Brücke zwischen hörenden und gehörlosen Personen. Viele Unternehmen suchen gezielt nach Mitarbeitenden mit Gebärdensprachkompetenz.

Am besten: von gehörlosen Menschen lernen!

Wie in dem Berufsbild der Gebärdensprachdozierenden des Bundesverbands der Gebärdensprachdozenten festgelegt, sollten Gebärdensprachkurse am besten von gehörlosen Menschen geleitet werden. Das hat viele Gründe, die wichtigsten sind, dass hörende Menschen oft nicht die sogenannte „muttersprachliche“ Kompetenz in der Gebärdensprache haben. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, wie etwa Coda.

Aber in der Regel ist Gebärdensprache für hörende Menschen eine sehr spät erlernte Zweitsprache, die sie im Alltag selten einsetzen. Gehörlose Menschen hingegen setzen ihre Sprache intensiv ein (wie Hörende es mit der Lautsprache tun!) und sind so immer auf dem Laufenden zu aktuellen Gepflogenheiten und Redewendungen. Hinzu kommt, dass es bisher keine anerkannten Dozierendenausbildungen gibt, die sich speziell an Hörende richten.

Deshalb: Wählt im Zweifel immer die gehörlosen Dozierenden. Ihr unterstützt damit auch das Deaf Ecosystem: Oft verdienen Gehörlose mit ihrer Sprache Geld und können so einer erfüllenden Arbeit nachgehen. Das ist in der hörenden Mehrheitsgesellschaft oft nicht oder nur schwer möglich.  Hörende haben darüber hinaus viele Privilegien (siehe dazu auch „Hearing Privilege“) und können auf anderen Wegen Geld verdienen.

Aufbau und Inhalte eines professionellen Kurses

Dein Lernweg beginnt mit dem Fingeralphabet – der Grundlage für das Buchstabieren von Namen und unbekannten Begriffen. Anschließend erwirbst du systematisch Alltagsvokabular für Begrüßungen, Einkäufe oder Gefühlsäußerungen.

Die fortgeschrittenen Kursmodule konzentriieren sich auf die besondere Grammatik der DGS. Zeit wird beispielsweise räumlich dargestellt: Vergangenheit liegt hinter dir, Zukunft vor dir. Du trainierst deine visuelle Wahrnehmung und lernst, schnelle Gebärdensequenzen zu verstehen.

Praktische Übungen stehen im Mittelpunkt: Rollenspiele, Videoanalysen und Gespräche mit gehörlosen Dozierenden. So verinnerlichst du nicht nur die Sprache, sondern auch kulturelle Besonderheiten – etwa die zentrale Bedeutung des Blickkontakts in der Gehörlosenkultur.

Online-Gebärdensprachkurs vs. Präsenzunterricht: Welche Form passt zu dir?

Moderne Anbieter kombinieren verschiedene Lernformate miteinander. Online-Plattformen bieten dir zeitliche Flexibilität und ermöglichen das Üben rund um die Uhr. Interaktive Videos und digitale Wörterbücher unterstützen deinen Lernprozess.

Präsenzunterricht an Volkshochschulen oder spezialisierten Einrichtungen hat den Vorteil des direkten Austauschs. Du übst mit anderen Lernenden und erhältst sofortiges Feedback von erfahrenen Lehrkräften.

Für Familien mit hörbehinderten Kindern gibt es spezielle Programme. Diese Angebote konzentrieren sich auf alltagsrelevante Situationen: Trösten, Erklären von Regeln oder gemeinsame Aktivitäten. Parallel werden oft muttersprachliche Programme für die Kinder angeboten.

Dein Beitrag zur inklusiven Gesellschaft

Mit jedem erlernten Gebärdenzeichen wirst du zu einem wichtigen Baustein einer barrierefreien Gesellschaft. Arbeitsplätze werden inklusiver, wenn Grundkenntnisse der visuellen Kommunikation vorhanden sind. Einige Unternehmen bieten bereits firmeninterne Schulungen an.

Im Gesundheitswesen ermöglichst du eine direkte Kommunikation ohne Wartezeiten auf Dolmetschende. Pflegende und behandelnde Personen können so schneller und präziser handeln. Auch im Bildungsbereich entstehen durch deine Kompetenz neue Möglichkeiten der Teilhabe.

Kursanbieter in Deutschland: Deine Lernmöglichkeiten im Überblick

Bundesweit findest du verschiedene Angebote für das Erlernen der Gebärdensprache:

München: Der Gehörlosenverband München und Umland bietet Kurse für verschiedene Niveaustufen an. Von Grundlagen bis zu fortgeschrittenen Modulen findest du hier passende Angebote.

Frankfurt: Die Katholische Hochschulgemeinde Frankfurt führt regelmäßig Wochenend-Workshops und Semesterkurse durch.

Berlin: Lebendige Gebärden setzt auf praxisnahe Methoden mit gehörlosen Dozierenden aus der Community.

Stuttgart: Der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg organisiert sowohl Schnupperkurse als auch intensive Jahresprogramme.

Hamburg: Der Gehörlosenverband Hamburg bietet neben klassischen Kursen auch spezielle Angebote für Berufstätige an.

Viele Volkshochschulen ergänzen das Angebot mit günstigen Abendkursen. Private Anbieter spezialisieren sich oft auf bestimmte Zielgruppen wie Eltern oder Fachkräfte aus sozialen Berufen.

Berufliche Perspektiven nach dem Sprachkurs

Deine neu erworbenen Fähigkeiten eröffnen verschiedene Karrierewege. Als Kommunikationsassistenz unterstützt du hörbehinderte Personen in Ausbildung oder Studium. Im therapeutischen Bereich hilfst du bei der Behandlung und Betreuung.

Dolmetschen erfordert eine zusätzliche Ausbildung, aber deine Grundkenntnisse sind bereits ein wichtiger Baustein. Viele Fachkräfte erweitern ihre Kompetenzen schrittweise und spezialisieren sich auf bestimmte Bereiche wie Medizin oder Recht.

Auch in der Erwachsenenbildung entstehen neue Möglichkeiten. Du kannst selbst Anfängerkurse leiten oder bei der Entwicklung von Lernmaterialien mitwirken.

Kosten und Fördermöglichkeiten

Die Preise für Gebärdensprachkurse variieren je nach Anbieter und Umfang. Volkshochschulen bieten oft günstige Einstiegskurse ab 80 Euro an. Private Sprachschulen verlangen für intensive Programme zwischen 300 und 800 Euro.

Verschiedene Institutionen fördern das Erlernen der Gebärdensprache. Berufstätige können oft Bildungsurlaub beantragen. Für Eltern hörbehinderte Kinder übernehmen häufig Krankenkassen oder Jugendämter die Kosten.

Arbeitgebende investieren zunehmend in die Weiterbildung ihrer Teams. Frag in deinem Betrieb nach Unterstützung – viele Unternehmen erkennen den Wert inklusiver Kommunikation.

Erste Schritte: So startest du deinen Lernweg

Bevor du dich für einen Anbieter entscheidest, solltest du deine Ziele definieren. Möchtest du Grundlagen für den privaten Bereich erlernen oder beruflich mit der Gehörlosengemeinschaft arbeiten?

Schnupperkurse bieten einen guten Einstieg. Hier lernst du die Grundlagen kennen und findest heraus, ob dir die visuelle Kommunikation liegt. Viele Anbieter organisieren kostenlose Informationsveranstaltungen.

Online-Ressourcen ergänzen deinen Kurs optimal. Videos, Apps und digitale Wörterbücher – wie zum Beispiel Duomano – helfen beim täglichen Üben. Der Kontakt zur Gehörlosengemeinschaft ist jedoch unverzichtbar – nur durch echte Begegnungen entwickelst du deine Fähigkeiten wirklich weiter.

Die Deutsche Gebärdensprache wartet darauf, von dir entdeckt zu werden. Jeder Schritt in diese Richtung ist ein Gewinn – für dich persönlich und für eine inklusivere Gesellschaft.

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